28. September 2024
Das Schwerpunktthema dieser Ausgabe sind induzierte Laktation und Relaktation – zwei verwandte Themen, die im Stillberatungsalltag der meisten Kolleg*innen eher selten vorkommen und manchmal mit Unsicherheit behaftet sind. Denn induzierte Laktation und Relaktation sind bislang kaum wissenschaftlich erforscht – das wenige vorhandene Wissen basiert überwiegend auf Erfahrungen und Fallbesprechungen. Zur Erweiterung des Wissensfundus haben wir uns als Redaktionsteam auf die Suche nach Autorinnen gemacht, die sich mit diesen Themen gut auskennen oder über interessante Fallbeispiele berichten können. Die Suche gestaltete sich zunächst mühsam, wir bekamen Absagen über Absagen. Schließlich nutzten wir den ELACTAKongress in Lüttich im Mai, um mit Hilfe eines Fragebogens mehrere hundert Teilnehmerinnen zu erreichen. Dies führte zum Erfolg, sodass wir in diesem Heft ein breites Spektrum an Beiträgen veröffentlichen können. Wir danken allen Autorinnen, die uns ihr Wissen so kurzfristig zur Verfügung gestellt haben. Karīna Mahļina aus Lettland berichtet über eine erfolgreiche Relaktation im Wesentlichen nur mithilfe einer elektrischen Milchpumpe, ohne dass das Baby effektiv an der Brust getrunken hätte und auch ohne Galaktagoga (auch Galaktogoga genannt). Sharon Silberstein schildert ihre Erfahrungen zum Thema induzierte Laktation mithilfe der Newman-Goldfarb-Protokolle aus ihrer Stillpraxis in Großbritannien. Auch Shereen Mahmoud Abd-El-Ghani Soliman aus Ägypten und ein internationales Autorinnenteam aus Italien, der Schweiz und Großbritannien mit Claudia Gorgati als Erstautorin verwenden die Newman-Goldfarb-Protokolle für induzierte Laktation. Claudia Gorgati und Kolleginnen beschreiben ein Fallbeispiel bei gleichgeschlechtlichen Eltern, bei dem sie auch eine Phytotherapeutin herangezogen haben. Shereen Mahmoud Abd-El-Ghani Soliman präsentiert drei ganz unterschiedliche Fälle von induzierter Laktation bei Adoptivmüttern in ihrer Stillklinik. Eline Thommelein aus Belgien fasst in einem Artikel die wissenschaftliche Studienlage zu Domperidon und weiteren Galaktagoga zusammen, welche bei Relaktation und induzierter Laktation neben weiteren Indikationen oft eingesetzt werden. Der Artikel unserer Redaktionskollegin Regina Kincaid aus Irland „Alternative Bestimmung der Milchbildung“ knüpft an die Diskussion aus dem Heft 1-2024 „Wissenschaft in die Praxis“ an und diskutiert, wie die gebildete Milchmenge der Mutter eingeschätzt werden kann, wenn 24-Stunden-Wiegeproben zu mühsam erscheinen. Ein relevantes Thema, nicht nur in Bezug auf Relaktation und induzierte Laktation. Schließlich nehmen wir auch hier, bei Laktation & Stillen, Abschied von Elizabeth Hormann mit ihr gewidmeten Erinnerungen von Kolleginnen und Wegbegleiterinnen. Elizabeth war eine bedeutende Pionierin der Stillförderung, Ehrenmitglied von ELACTA und langjährige Übersetzerin des L&S-Redaktionsteams. Mit ihrem Werk „Relactation“ im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation hat sie auch Grundlagen zum Schwerpunktthema dieser Ausgabe gelegt, mit denen viele Kolleginnen nach wie vor arbeiten1. Wir hoffen, dass wir Ihnen mit dieser Ausgabe eine nützliche Hilfestellung bieten können für den Fall, dass Sie in naher Zukunft eine Anfrage zum Thema Relaktation oder induzierte Laktation erhalten.